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Roger Rachel

Hochzeit während Corona - Interview mit einer Braut


Sabrina und Kai aus L. in der Pfalz haben 2020 geheiratet – und zwar am allerersten Wochenende nach dem ersten Corona-Lockdown. Trotzdem haben die beiden während des gesamten Lockdown an ihren Hochzeitstermin geglaubt und an ihm festgehalten. Belohnt wurden sie mit einer wunderbaren Feier. Da viele 2021er Brautpaare heute vor dem gleichen Situation stehen, haben wir Anfang März 2021, also rd. 9 Monate nach der Hochzeit, mit Sabrina telefoniert. Wir baten sie uns einen kleinen Einblick in die damalige Situation und ihre Gefühlswelt zu geben.



Liebe Sabrina, vielen Dank dass Du uns für das Gespräch zur Verfügung stehst.


Immer wieder gerne! Ich freue mich über Deinen Anruf.


Sabrina, Ihr habt letztes Jahr Hochzeit gefeiert, und zwar zu einem Zeitpunkt, als viele andere Brautpaare ihre Hochzeit abgesagt oder verschoben haben. Wie hast Du die Situation damals erlebt?


Das war schon schlimm für uns. Du planst Deine Hochzeit über Monate hinweg und plötzlich wirst Du kurz vor dem Ziel so ausgebremst. Es war ja fast alles fertig, nur noch ein paar Kleinigkeiten haben gefehlt. Und dann kam der Lockdown und keiner wusste was noch passieren würde. Das war so absurd.


Aber Ihr habt nicht abgesagt?


Letzten Endes zum Glück nicht, aber wir waren mehrfach kurz davor.


Was hat Euch abgehalten?


Da gab es mehrere Aspekte. Zum einen die Gespräche mit ausgewählten Dienstleistern. Die verstehen genau in welcher Situation Du bist, aber sie haben emotional etwas mehr Abstand, was hilft eine Perspektive besser zu sehen. Die Gespräche mit Max Darstein vom Hotel und Dir haben uns wirklich sehr geholfen. Und vor allem haben wir uns überlegt, was die Alternative ist. Verschieben wir ins Spätjahr 2020? Dann wissen wir nicht, ob sich die Situation bis dahin tatsächlich gebessert hat. Seinerzeit gab es ja weder einen Impfstoff, noch Teststrategien.


Also habt Ihr gepokert? Das klingt so gar nicht nach der Sabrina, die ich kenne.


Ja, das stimmt, und es war emotionaler Stress pur. Unsicherheit und Mut zur Lücke ist nicht mein Ding. Denn wer mich kennt weiß, dass ich sehr organisiert bin und viel plane. Und das war letzten Endes der Grund, warum wir es durchgezogen haben.


Das musst Du mir erklären.


Ganz einfach, wir waren zu diesem Zeitpunkt schon über 2 Jahre verlobt und wollten endlich heiraten. Wir hatten die ganze Zeit schon gewartet bis Kai endlich die Meisterschule fertig hat um uns dann voll und ganz auf die Hochzeit zu freuen. Noch einmal ein Jahr warten wollten wir nicht! Was wäre also die Alternative? Also haben wir es darauf ankommen lassen - und Glück gehabt.


Wie ging es weiter? Wie hat sich die Situation bis zum Hochzeitstermin aus Deiner Sicht entwickelt?


Wir haben unsere Gäste frühzeitig informiert, dass wir nach wie vor an dem Termin festhalten wollen, aber erst kurzfristig wissen ob und wie wir feiern dürfen. Sie waren unheimlich verständnisvoll und haben sich den Hochzeitstermin weiterhin freigehalten. 2 Wochen vor der Hochzeit gab es dann die ersten Anzeichen für eine Entspannung. Eine Woche davor war dann klar, dass wir heiraten dürfen, wenn auch mit einigen Einschränkungen. So durften wir nur bis 24h feiern. Doch das war ok für uns. Hauptsache wir können heiraten!


Was wäre Euer Plan B gewesen?

Wir hätten dann zumindest im Freien geheiratet und für danach im Privaten eine Gartenparty gemacht. Zum Glück hat sich alles zum Guten wendet.


Haben denn viele Gäste abgesagt?


Gar nicht! Es waren nur 2 Paare, die Corona-bedingt nicht gekommen sind.


Und wie hast Du den Hochzeitstag empfunden? Waren die Einschränkungen schlimm?


Ach was, es hat sich alles ganz normal angefühlt. Ich hätte sicherlich ein Problem damit gehabt den ganzen Tag Maske zu tragen, doch das war ja größtenteils ja gar nicht der Fall. Und für die paar Schritte zur Toilette, zur Rezeption oder hoch ins Zimmer war das vollkommen ok. Draußen war das sowieso nicht das Thema. Die Tische und Plätze im Saal waren etwas auseinandergezogen, sodass jeder Gast mehr Platz hatte.


Aber Ihr musstet um 24h den Saal räumen?


Ja das stimmt, das hat uns am Anfang auch wehgetan. Aber wir hatten die Trauung ohnehin etwas früher angesetzt und somit insgesamt mehr Zeit mit unseren Gästen. Und ganz ehrlich: irgendwann am Abend tun dir die Füße so weh und Du freust Dich auf dein Bett. Mit 24h konnten wir uns gut arrangieren.


Das hört sich nach einem guten Tag an?


So ist es, es war perfekt! Wir haben genau die Feier bekommen, die wir wollten und Du hast die tollen Momente so wunderbar mit Deinen Fotos festgehalten. Max vom Hotel Darstein hat echt alles möglich gemacht was ging! Das war großes Kino. Es wäre für mich eine Katastrophe gewesen, wenn wir vorauseilend abgesagt und am Ende doch hätten feiern können. Ich hätte mir dann große Vorwürfe gemacht und wäre an dem Tag dann sicher mit verheulten Augen auf der Couch gesessen. So wie es war, war es perfekt. Lieber feiere ich zu 95% als zu 0%!


Heute haben wir wieder Lockdown und es stehen viele Brautpaare vor der gleichen Situation wie Du vor einem Jahr. Was gibst Du ihnen auf den Weg?


Ich finde gar nicht, dass es exakt die gleiche Situation ist. Vor einem Jahr schien alles so hoffnungslos. Von einem Impfstoff waren wir seinerzeit Lichtjahre entfernt und eine Teststrategie gab es ebenfalls nicht. Wir werden sicher noch lange Zeit mit mutierten Coronaviren leben müssen. Und wahrscheinlich werden wir uns, wie bei der Grippe, 1 x jährlich mit dem aktuellen Impfstoff behandeln lassen. Aber ich bin sicher, dass wir das Schlimmste hinter uns haben.


Du bist also optimistisch?


Ja, denn heute geht es mit dem Impfen und Testen ja bereits in die richtige Richtung. Nur die geringe Impfgeschwindigkeit macht mir noch Sorgen. Doch wenn ab April genügend Impfstoff vorhanden und auch die Hausärzte impfen dürfen, dann sollte es schnell vorangehen. Und ganz ehrlich: eine Hochzeit besteht aus einer geschlossenen Gruppe. Und von allen Gästen sind die Kontaktdaten bekannt. Wenn die besonders gefährdeten Gruppen bereits geimpft sind, eine gewisse Impfquote erreicht ist und zudem bald massenhaft Schnelltests für jeden bereitstehen, dann gibt es für mich keinen Grund mehr private Feiern zu verbieten. Jeder nicht geimpfte Gast bekommt am Eingang einfach einen Schnelltest und gut ist!


Wann glaubst Du wird das sein?


Sicher nicht von heute auf morgen, bei Hochzeiten im April wäre ich noch skeptisch. Aber einen Termin ab Mitte Mai würde ich persönlich nicht mehr verschieben.


Liebe Sabrina, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast!


Sehr gerne. Ich wünsche Deinen Brautpaaren alles Gute und eine traumhaft schöne Feier!

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